Aller guten Dinge sind drei: Zugänge zur Achtsamkeit

„Achtsamkeit“ ist seit einigen Jahren in aller Munde, dennoch gibt es keine allgemeingültige Definition, sondern ein breites Spektrum möglicher Auffassungen, Aussagen und Herangehensweisen. Deshalb hier ein ausgewähltes Spektrum:

Eine Achtsamkeitsübung: „Nehmen Sie eine bequeme Haltung ein und spüren Sie in sich hinein. Welche körperlichen Empfindungen nehmen Sie in diesem Augenblick wahr? Spüren Sie den Druck Ihres Gesäßes gegen den Stuhl, auf dem Sie sitzen? Wie fühlt sich dies an? Seien Sie eine Weile für alle körperlichen Empfindungen offen.
Lauschen Sie nun einen Moment lang dem, was Sie hören. Registrieren Sie Qualität, Tonhöhe und Lautstärke sowie Ihre Reaktion darauf. Versuchen Sie automatisch, den Ursprung der Geräusche auszumachen? Bemühen Sie sich lieber darauf zu verzichten und die Geräusche einfach als solche wahrzunehmen. Wenn es ruhig ist, nehmen Sie einfach die Stille zur Kenntnis.
Wenden Sie sich nun Ihrem Atem zu. Wie fühlt er sich an? Welche Körperteile bewegen sich beim Atmen und wie viele verschiedene Bewegungen können Sie spüren? Ist Ihnen der Kontakt zu Ihrem Atem angenehm oder unangenehm?
Richten Sie Ihr Gewahrsein auf Ihre Gefühle. Welchen Grundton hat Ihre emotionale Erfahrung? Sind Sie glücklich, zufrieden, traurig, gereizt, oder ruhig? Oder wissen Sie nicht genau, was Sie fühlen? Nehmen Sie alle Gedanken wahr, die Ihnen durch den Kopf gehen. Fragen Sie sich. Was denke ich gerade? Lassen Sie Ihre Aufmerksamkeit kurz auf Ihren Gedanken ruhen.
Achten Sie nun eine Weile darauf, wie sich der Atem in Ihrem Körper anfühlt, und lassen Sie Gedanken, Geräusche und Gefühle kommen und gehen. Lösen Sie sich von dem Wunsch, eine besondere Erfahrung zu machen. Beobachten Sie einfach, was im gegenwärtigen Augenblick geschieht.“

Aus: Burch, V. (2009). Gut leben trotz Schmerz und Krankheit. München, Arkana

„Der Schlüssel der Achtsamkeitspraxis liegt nicht so sehr im Objekt unserer Aufmerksamkeit, sondern in der Qualität der Aufmerksamkeit, die wir jedem Moment entgegenbringen. Außerordentlich wichtig ist, dass die Aufmerksamkeit einem stillen Zusehen, einem unparteiischen Beobachten gleicht, das nicht bewertet oder die inneren Erfahrungen ständig kommentiert. Ein reines, urteilsfreies Wahrnehmen der Moment-zu-Moment-Erfahrung hilft uns zu sehen, was in unserem Geist geschieht, ohne dies zu verändern oder zu zensieren, ohne es zu intellektualisieren oder uns in unaufhörlichem Denken zu verlieren.“
Aus: Kabat-Zinn, J., Kesper-Grossmann, U. (1999). Stressbewältigung durch die Praxis der Achtsamkeit. Booklet mit Übungs-CD. Freiamt, Arbor

„Achtsamkeit ist die beabsichtigte Lenkung der Aufmerksamkeit auf die Gegenwart d. h. auf den aktuellen Moment, auf die gegenwärtige Erfahrung.

Achtsamkeit bedeutet das bewusste Beobachten, wobei die Beobachtung aus einer bestimmten Haltung heraus erfolgt.

Diese ist:
- wohlwollend, akzeptierend
- nicht urteilend, nicht wertend
- nicht einteilend oder kategorisierend
- nicht identifiziert mit dem Objekt der Beobachtung, jedoch unmittelbar an der Erfahrung teilhabend
- unvoreingenommen, offen
- die Welt wie mit den Augen eines Kindes betrachtend („Anfängergeist“)

Entscheidend ist dabei die Bewusstheit über den Prozess, ein Gewahrsein des gewahr Seins, unabhängig von den beobachteten Objekten, unabhängig davon, ob der Fokus der Aufmerksamkeit weit oder eng ist. Bildhaft gesprochen stellt das „Erwachen des inneren Beobachters“ das Essentielle der Achtsamkeit dar.“

http://www.achtsamleben.at/definition.html